Chris, noch auf Biwaktour am Taubenkogel während der VÖH ExpeditionsleiterInnenschulung und Berni, vorzeitig aus Island zurück, beschließen (wieder mal) eine Spontantour in die Hinkelsteinhöhle. Chris seilt sich früher von der Schulung ab und kommt am Samstag um 9 h auf die Lodge, in der Meinung Berni aus den Federn rütteln zu müssen. Doch der empfängt ihn hellwach und mit einem breiten Grinsen: er hat schon den Sonnenaufgang vom Paragleiter aus genossen. Nach einem kurzen Frühstück machen wir uns auf den Weg zur Höhle. Toni Rosifka hat gerade Zeit und begleitet uns zum Höhleneingang. Kann nicht schaden, denken wir uns, wenn noch wer den Eingang kennt.

Der Z.F.E.S.-Schacht (Schacht zum fidelen Eierspalter) feigelt heut ein wenig, trotzdem brauchen wir bis runter in die Halle, die heute den Namen „Obelixhalle“ erhält, diesmal nur eine knappe halbe Stunde und gehen gleich die Weitervermessung des Horizontalteiles an. In fast 5 Stunden vermessen und zeichnen wir bis in die Halle am Ende und entdecken dabei bis dahin kaum wahrgenommene, schöne Stellen der Höhle. Abgebrochene, riesige Tropfsteine etwa, oder eine 4 Meter lange, schnurgerade, glatte Harnischwand. Bisher sind wir immer dran vorbeigelaufen.
Gegen 17h00 bekämpfen wir, stolz auf die vielen Messmeter, den aufkommenden Fröstl und Müdl mit einer Jause in der Obelixhalle.

Wir entscheiden uns, den Abstieg nach unten doch nicht durch den brüchigen Teufelsschlund zu legen, sondern lieber den langen Schrägschacht mit ein paar Umstiegstellen bequem befahrbar zu machen. Einen Felshaken und einen Spit später stellen wir fest, dass das hierfür vorgesehene Seil gerade nicht bis nach unten reicht. Berni muss beim Abstieg das lange 60 Meter Seil mitnehmen und alles neu einhängen. Damit kommen wir auch dann gerade bin zu einer Stelle, ab der es sich bequem klettern lässt. Im Schrägschacht poltern uns immer noch die Felsen unter den Füßen weg, so brüchig ist hier alles.

Unten angekommen, beginnen wir gleich mit dem Einbau des unbekannten Schachtes. Chris baut zwei Umstiegsstellen, damit das Seil in dem verwinkelten Schacht nirgends scheuert. Auch hier liegt viel loses Material: mehrere, riesige Gesteinsbrocken krachen donnernd in die Tiefe und lassen die Höhlenwände erzittern. Mit einem leicht mulmigen Gefühl seilt Chris weiter ab. Hinter einer Kante öffnet sich eine kleine Halle mit Blockboden. Das Seil reicht schon wieder nicht bis unten. Bescheidene 5 Meter fehlen uns diesmal. Ringsherum in den Wänden sind viel versprechende Fortsetzungen zu sehen. Während auch Berni in den Schacht abseilt und das gerade entdeckte Neuland bestaunt, schlägt Chris beim Einstieg noch einen zweiten Spit, um auf die lange Rückverankerung per Bandschlinge verzichten zu können und so hoffentlich die nötigen Seilmeter für den Abstieg bis ganz nach unten frei zu machen. Leider wird schon wieder die Zeit knapp, es ist viertel nach 6 – um 20h wollten wir draußen sein. Also zurück in die Obelixhalle, Material auf zwei Schleifsäcke aufteilen und weiter geht’s nach oben. Die beschissene Umstiegstelle beim Schachteinstieg wird entschärft, indem wir auf eine Rücksicherung verzichten und so eine bequeme Seilschlaufe zum Ausstieg haben. Etwas über eine Stunde später stehen wir im letzten Abendlicht vor dem Eingang, es war wieder mal eine lässige Tour!

[ previous page ] [ next page ]